Hagström De Lux Bass ca. 1961

Schrott oder Hot?

Es ist schon etwa 40 Jahre her, da bekam ich von einem befreundeten Gitarrensammler einen Haufen Schrott in die Hand gedrückt mit den Worten, „das war mal ein Hagström Bass, mach was draus oder schmeiss weg den Dreck,“ aber ich bin bekannt dafür dass ich NIE etwas wegwerfe... Frag nur meine Frau.

Der Kram lag Jahrzehnte im Regal rum. Neulich entdeckte meine Dame das Zeug, weil was runtergefallen war. Ich hatte schon seit 1982 vor, das gute Stück zu restaurieren. Die schwedische Firma Hagström baute bis 1958 Akkordeons. Die wollte keiner mehr haben, also wurde die Produktion umgestellt und die ersten Gitarren und Bässe gebaut aus vorhandenem Material. Original war der Korpus mit weißem Zelluloid bezogen. Und die Decke mit rotem oder blauem Metallic-Flitter. Aber ein unbekannter Attentäter hatte das Zelluloid runtergerissen und den Bass mit kackbrauner Ölfarbe gestrichen. Man sagte mir, es braucht eine Badewanne voll mit Aceton, da kommt das Zelluloid Material rein, bis es schön weich ist. Dann wird es um den Korpus gelegt und muss austrocknen. Diese Prozedur wollte ich mir nicht antun.

Na gut, also erstmal zusammenbauen und checken, ob da überhaupt noch was funktioniert. Pickups und Elektronik sind auf einer Metallplatte montiert. Diese sitzt mit vier Schrauben auf einem Metallbügel, der im hohlen Korpus befestigt ist. Boden und Decke sind aus Sperrholz, die Zarge aus Birke. Mit den Schrauben kann die Platte in der Höhe verstellt werden. Der Hals ist aus Ahorn, das Griffbrett aus durchsichtigem Giessharz mit Perloid drunter und ganz schmalen Bünden, die nicht ausgetauscht werden können. Der Hals ist mit nur zwei Schrauben auf dem Korpus befestigt. Die Kopfplatte war ursprünglich auch mit Pearloid bezogen. Da ist aber leider auch braune Kackfarbe drauf. Wenn ich das abbeize, geht auch die original schwarze Lackierung darunter weg. Das grosse Hagström-Logo fehlt.

That´s it - so far!

Alle Parts hatte ich sorgfältig in einem Schuhkarton gebunkert. Mein alter Spezi Max von Pyramid schickte mir einen passenden Satz Short Scale Roundwounds mit 090-070-050-030. Ich wollte den Hals nicht zu stark belasten. An dieser Stelle nochmal einen dicken Daumen dafür! Im Original waren da wohl Flatwounds drauf.

Der Zusammenbau ging dann problemlos. Ich hatte nicht erwartet, dass die alten (Gitarren)-Mechaniken den Saitenzug verkraften. Tun sie aber. Sogar die Halsschraube greift noch. Auch die Pickups und die Elektronik funktionieren nach all den Jahren noch einwandfrei! Etwas kratzig zwar, aber das gibt sich vielleicht. Und der Bass klingt, sagen wir mal, “interessant”... Der klingt mit dem hohlen Korpus auch akustisch lauter als der übliche Solid-Body. Nur.... das Teil sieht leider immer noch scheisse aus. Irgendwas muss ich da machen. Aber ohne Badewanne mit Aceton! So kann ich das unmöglich lassen. Ich krieg ja jedesmal die Krätze, wenn ich das sehe. OK, ich werde an dieser Stelle zu gegebener Zeit darüber berichten. Sollte jemand einen kreativen Vorschlag dazu haben, ich bin ganz Ohr.